Tansanit Rohkristall
Experten-Wissen

Tansanit: ein junger Edelstein erobert die Welt

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Der Tansanit begeistert mit seinem tiefen blau, blau-violetten bis violett-roten Farbspiel, und erfreut sich hoher Beliebtheit bei Schmuckfans und Designern. Seine Entdeckung ist allerdings noch recht jung. Wie der Tansanit so bekannt wurde, dass er 2002 sogar zum Geburtsstein des Monats Dezember gemacht wurde, erfährst du hier.

Entdeckung in Tansania

Edelsteine wie Diamanten oder Saphire kennt und schätzt die Menschheit seit Jahrtausenden. Der Tansanit hingegen schlummerte lang unter der Erde, bis er entdeckt und bekannt gemacht wurde. 

Erst vor 58 Jahren, im Jahre 1967, wurden die schönen blauen Steine in der Nähe des Kilimandscharo in Tansania das erste Mal gefunden und untersucht. Zu Beginn dachte man, eine neue Saphir Lagerstätte entdeckt zu haben, doch bald stellte sich heraus: es handelt sich um die blaue Varietät des Minerals Zoisit.

Fundgebiet für Tansanit, am Fuße des Kilimanscharo
Am Fuße des Kilimandscharo, genauer bei den Merelani Hügeln, im Norden Tansanias, befindet sich die Tansanit Fundstelle. Bild: ©Lubo Ivanko-stock.adobe.com

Zoisit: entdeckt in Österreich

Zoisit wurde das erste Mal um 1800 in Österreich, genauer in Kärnten, auf der Saualpe, entdeckt. Die Farbe der dort gefundenen Steine war grünlich. Zunächst benannte man den Stein nach seinem Fundort, so hieß er eine Zeit lang „Saualpit“. Zu Ehren des offiziellen Entdeckers, dem Mineralogen Sigmund Zois Freiherr von Edelstein wurde die Mineralgruppe nach dessen Tod in „Zoisit“ umbenannt.

Neben der blauen Farbvariante, die nur in einer relativ kleinen Gegend um die Merelani Hügel, im Norden Tansanias, gefunden werden kann, hat der Zoisit auch anders farbige Vertreter. 

Die orange bis lachsfarbene Variante Thulit findet man in Norwegen, USA, Namibia oder Westaustralien. Andersfarbige Vertreter, wie der grüne Chrom-Zoisit oder gelblich-graue Zoisite kommen unter andrem in Namibia, USA oder der Schweiz vor. Zudem gibt es eine Kombination als Rubin und grünem Zoisit, den Anyolit, der aus der Mundara Miene in Tansania stammt.

Da sich das Fundgebiet des Tansanits auf ca. 20 Quadratkilometer beschränkt und bis jetzt keine anderen Lagerstätten entdeckt wurden, handelt es sich um einen äußerst seltenen Edelstein, dessen Vorkommen eventuell bald erschöpft sein könnten. Das Alter der hier gefunden Tansanite wurde auf circa 585 Millionen Jahre festgesetzt.

Tansanit und Tiffany

Wie der Tansanit einerseits zu seinem offiziellen Namen kam und internationale Beliebtheit erlangte, ist eine Geschichte, bei dem das bekannte Schmuckhaus „Tiffany & Co“ eine zentrale Rolle spielte.

Der damalige Vize-Präsident von Tiffany, Herny Platt, erkannte die Qualität und das Potenzial, die in der blauen Zoisit Varietät schlummerten.  Man schreibt ihm zu, dass er den Stein als „den schönsten blauen Edelstein, der in den letzten 2000 Jahren entdeckt wurde“ bezeichnete. Ebenso stellte er aber auch die Frage „Welche Frau möchte schon einen Stein besitzen, der Zoisit heißt?“  Das Wort „Zoisit“ erinnert im Englischen an das Wort für Selbstmord- „suicide“. 

Ein anderer Name musste also gefunden werden, um dem Stein zu internationalem Erfolg zu verhelfen. Saualpit wäre ein wohl noch unpassenderer Name gewesen, weshalb man sich bei Tiffany dafür entschied, den Stein nach seiner Fundregion Tansania zu benennen.

Zu Beginn seiner Edelstein-Karriere wurde der Tansanit nur durch das Schmuckhaus Tiffany vertrieben.

Dank einer groß angelegten Werbekampagne im Jahre 1968 mit dem Slogan:„Der Tansanit kann an zwei Orten gefunden werden. In Tansania. Und bei Tiffany“, wurde der Stein mehr oder weniger über Nacht zu einer Berühmtheit und erfreute sich rasch großer Beliebtheit bei Kunden und Designern.

Heute ist Tiffany natürlich nicht mehr einziger Vertrieb des beliebten Edelsteins. Doch hat das Unternehmen stark zu seiner Beliebtheit und Bekanntheit beigetragen. In den USA war der blau-violette Stein laut einer Umfrage 2001 der zweitbeliebteste Farbstein.

Ring aus Weißgold mit Diamanten und einem intensiv blauem Tansanit

Tansanit Diamantring, Weißgold 750, Diamanten im Tropfen- und Marquiseschliff, Brillanten zus.ca. 3,60 ct, Tansanit ca. 19 ct. Meistbot: 34.000€, ©Dorotheum

Tansanitring mit Tansanit im Cabochon-Tropfenschliff

Tansanitring ca. 19 ct, Weißgold 750, Brillanten zus. ca. 1,95 ct; Meistbot: 3.000 € , ©Dorotheum

Tansaitanhäger mit Diamanten

Tansanitanhänger ca. 45 ct, Weißgold 585, Diamanten im Marquiseschliff zus. ca. 5 ct; Meistbot: 11.000€ , ©Dorotheum

Tansanitring mit Diamanten, Blick seitlich

Diamant Tansanitring, Weißgold 585, Tansanit ca. 12,90 ct, Brillanten und Diamanten im Marquiseschliff zus.ca. 3,50 ct; VKP: 15.18€, ©Dorotheum

Tansanitring von oben

Derselbe Ring mit Blick von der Tafel aus. Der Tansanit zeigt hier durch die andere Blickrichtung ein intensiveres Blau mit violetten Untertönen; ©Dorotheum

Tansanit Anhänger mit Tansanit im rechteckigen Schliff

Tansanitanhänger ca. 2,40 ct, Platin 950; Meistbot: 750€ ©Dorotheum

Faszinierende Eigenschaften des Tansanits

Der „junge“ Edelstein hat die Herzen im Sturm erobert. Das gelang ihm neben der erfolgreichen Marketingstrategie von Tiffany vor allem auch durch seine besonderen Eigenschaften.

Farbe

Was Tansanit von anderen blauen Steinen, wie Topas, Aquamarin oder Saphir unterscheidet, ist seine breite und außergewöhnliche Farbpalette und das intensive Farbspiel. Der blaue Zoisit kommt in verschiedenen Blautönen vor. Von sattem blau, tiefem Violettblau bis hin zu hellblau und lila Untertöne.

Sein Farbspiel ist unter anderem so besonders, da Tansanit einen starken Pleochroismus aufweist, also die Mehrfarbigkeit von Mineralien aus unterschiedlichen Kristallrichtungen. Hie können je nach Blickrichtung bzw. Kristallrichtung blaue, violette, violett-rötliche oder gelb grüne Töne dominieren. Das gibt dem Tansanit ein besonders intensives und tiefes Farbspiel, vor allem wenn der Stein in Bewegung ist.

Die meisten Tansanite müssen gebrannt werden, um ihren schönen blauen Farbton zu bekommen. Ungebrannte Steine weisen mehrheitlich einen deutlichen Gelb-Grünanteil auf, der beim Brennen verschwindet. Hier reicht schon eine Temperatur von circa 500 Grad aus. Solche Temperaturen könnten theoretisch auch natürlich entstehen, wie durch einen Blitzeinschlag oder Buschbrand. Bei dem Großteil der Steine wird nach dem Fund allerdings von menschlicher Hand nachgeholfen. 

Blau-violette Tansanite erzielen höhere Caratpreise als Tansanite mit violett-roten Farbtönen. Dies gilt auch für die Farbintensität: je intensiver die Farbe, umso höher der Caratpreis.

Je nach Lichtquelle wirkt der Tansanit zudem etwas anders. Tageslichtähnliches Licht betont eher die Blautöne, wohingegen warme Beleuchtung den Stein eher violett bis purpur erscheinen lässt.

 

Tansanit Rohkristalle in verschiedenen Farben

Farbvariationen bei Tansanit Rohkristallen; Bild: ©vvoe-adobe-stock.com

Tansanit im Trillion Schliff

Tansanit im facettierten Trillion Schliff, 3,059ct; Meistbot: 700€, ©Dorotheum

Tansanite in verschieden Farben

Geschliffene Tansanite in verschiedenen Formen, tlw. mit Farbzonierung und verschiedenen Farbschattierungen, die bis ins Grün gehen; zus. 7,10 ct, Meistbot: 360 ©Dorotheum

Tansanite mit grün-gelb Stich

Tansanite in verschiedenen Schliffen, mit deutlicher Farbzonierung und dem eher unbeliebten gelblich grünen Farbspiel. zus. 5,05 ct, Meistbot: 320, ©Dorotheum

Tansanit im intensiven blau

Tansanit, 92,78 ct, Meistbot: 18.000€, ©Dorotheum

Reinheit

Die meisten Tansanite in Schmuckqualität weißen nur kleine Einschlüsse auf, die lediglich unter dem Mikroskop zu erkennen sind. Einschlüsse, die mit freiem Auge sichtbar sind, wirken sich wertmindernd auf den Preis aus. 

Ganz selten findet man auch Tansanite mit Katzenaugeneffekt.

Schliff

Der Schliff spielt beim Farbspiel des Tansanits eine wichtige Rolle. Wegen seines ausgeprägten Pleochroismus ist die Schleifrichtung für die Wirkung der Farbe zentral. Beim Schleifen sind auch finanzielle Abwägungen relevant, hier konkurriert Farbe gegen Größe. Möchte man einen möglichst großen Stein erhalten oder lieber einen kleineren, mit top Farbe? Um eine blau-violette Farbe zu erzielen, muss beim Schleifen mit deutlich mehr Materialverlust gerechnet werden. Schleift man hingegeben die Tafel in Richtung violett-purpur, kann man davon ausgehen, einen größeren Stein zu erhalten. Das ist auch ein Grund, warum Tansanite, die mit der blau-violetten Achse zur Tafel hin geschliffen wurden, seltener sind. Die Abwägung zwischen Größe und Farbe wiederum ist gar nicht so leicht, denn je größer und je blauer der Tansanit, umso höher der Caratpreis.

Tansanit im Überblick

  • Mineralgruppe: Zoisit 

  • Chem. Zusammensetzung: Calcium-Aluminium-Silicat

  • Formel: Ca2Al3 [O/OH/SIO4/Si2O7]

  • Farbe: saphirblau, amethystviolett

  • Mohshärte: 6,5-7

  • Dichte: 3,35

  • Spaltbarkeit: vollkommen

  • Kristallsystem: orthorhombisch

  • Lichtbrechung: 1,691-1,70

  • Doppelbrechung: +0,009

  • Dispersion: 0,030 (BG), 0,011 (CF)

  • Pleochroismus: sehr stark; purpur, saphirblau, hell grünlichbraun bis gelblich

     

Ob man einen eher blauen oder violetten Tansanit bevorzugt, ist zum Glück auch eine Geschmacksfrage. Und dank seiner speziellen Eigenschaften muss man sich gar nicht unbedingt entscheiden. Viele Tansanit Fans schätzen die Mehrfarbigkeit, je nach Blickrichtung und Lichtquelle, sehr. Es fühlt sich beinah an, als würde man mehrere Steine in einem besitzen.

 

Hast du einen Tansanit und möchtest wissen wie viel er Wert ist? Komm im DOROTHEUM Juwelenlabor vorbei und lass dich beraten.

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