Halskette aus geflochtenem Haar
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Schmuck aus Haar - Ein Kult für Empfindsame?

Dem Geliebten eine Locke des eigenen Haares zu schenken, die dieser dann (hoffentlich) stets bei sich trägt … Was für ein romantischer Gedanke! Aus diesem Brauch, der während der Renaissance aufkam, entwickelte sich aus Haaren gefertigter Schmuck, eine spannende Geschichte.

Mit dem Übergang von der Renaissance (spätes 14. bis spätes 16. Jahrhundert) zum Barock wurde menschliches Haar zunehmend als Werkstoff für Schmuckstücke eingesetzt. Von da an lassen sich in praktisch allen kunstgeschichtlichen Epochen Beispiele für Haarschmuck finden.
 

It-Piece: Haarschmuck als Andenken

Das späte 18. Jahrhundert gilt auch als „Zeitalter der Empfindsamkeit“. Kennzeichen dieser Epoche war unter anderem der Freundschafts- und Andenkenkult. Kein Wunder also, dass aus Haaren gefertigter Schmuck sich zu einer regelrechten Mode entwickelte. Neben Schmuck entstanden auch Erinnerungsbilder, bei denen Haare verarbeitet wurden. Diese dienten vor allem zum Gedenken an ein besonderes Ereignis oder an einen Verstorbenen.

Während der Biedermeierzeit (1815 - 1848) im auslaufenden Klassizismus erreichte der Trend seinen Höhepunkt. Ausgefallene Preziosen entstanden, die - trotz ihrer filigranen Art - teilweise auch heute noch erhalten sind.

Ein haariger Prozess

Bei den Schmuckstücken lassen sich verschiedene Arten der Verwendung unterscheiden. Fein geschnittenes oder gemahlenes Haar wurde zu Bildern geklebt oder diente als Untergrund für Ornamente auf Broschen, Medaillons oder Ringen. Eine weitere Art der Verarbeitung waren Flechtmuster. Der Prozess dahinter war durchaus aufwändig: Die Haare wurden in heißer Sodalauge gewaschen, der Länge nach sortiert, einzeln abgezählt und anschließend zu gleichmäßigen Strähnen zusammengebunden. Die Strähnen wurden mit einem speziellen Gerät, einer sogenannten „Jatte“ geflochten. Zum Schluss wurde das Flechtmuster nochmals in Wasser gekocht und während des Trocknungsprozesses in Form gebracht.

Einen großen Anteil des Haarschmucks stellen Uhrenketten für Herren dar. Es gab aber auch Ohrringe, Armbänder, Ringe, Halsketten oder Broschen. Besonders Schmuckstücke, bei denen die Flechtmuster oder sonstigen Teile aus Haaren noch gut erhalten sind, wecken nach wie vor großes Interesse unter Liebhabern.

Ohrschmuck aus Haar

Ohrringe Gold 580, österreichische Amtspunze 1872 - 1922, geflochtene Haare, 3,7 g Meistbot: EUR 140

Armband aus Samt mit Einlage aus Haar

Armband mit Monogramm Gold 750, Haareinlage, Samtband, Glas- und Perlmutteinlage, Länge ca. 19 cm, Arbeit Ende 19. Jh., französische Punzierung, 25,4 g, Rufpreis: EUR 1104

Ring mit Monogramm-Einlage aus Haar

Souvenierring Gold ca. 580, Haareinlage mit Monogramm M.K., rückseitig grüngebeizter Achat, Arbeit erste Hälfte 19. Jh., drehbar, 6,9 g, Meistbot: EUR 280

Armkette aus Haaren

Armkette mit Kreuzanhänger aus Haaren geflochten, mit Goldverschluss und -montierungen (375/9 ct), Rufpreis: EUR 125

Einlage aus Haar in einer Brosche

Emailbrosche Erinnerungsschmuck Gold 580, tlw. emailliert, Haareinlage, Arbeit Anfang 19. Jh., 12,1 g, rückseitig graviert, Rufpreis: EUR 500

Anstecknadel Gold 585, tlw. emailliert, 1 Lagenstein, verglaster Boden mit Haareinlage, Arbeit um 1900, 3,5 g, Rufpreis: EUR 180

"Trauerring" Gold ca. 585, verglaster Mittelteil mit geflochtener Haareinlage, Halbperlen, schwarzes Email, Ringschiene mit Blüten- und Blattrankendekor, Mitte 19. Jh., 4,9 g, Meistbot: EUR 300

Brosche mit Haar-Einlage

Pietra Dura Brosche Gold 750, Sicherheitskette, Rückseite mit Haareinlage, Arbeit 19. Jh., 8,3 g, Rufpreis: EUR 386

Armkette aus Haaren

Armband aus geflochtenen Haaren, Schließe Gold 580, Arbeit um 1900, Länge ca.19 cm, 9,3 g, Rufpreis: EUR 124

Zur Kette geflochtene Haare

Halskette Gelbgold 580, Länge ca. 44 cm, aus Haaren geflochten, einige Geflechtstellen leicht beschädigt, 2,7 g, Arbeit um 1900, Meistbot: EUR 140

Medaillon mit Haarlocke und Foto

Diamantrauten Medaillon Gold 580, tlw. schwarz emailliert, österr. Amtspunze 1872-1922, Foto und Haareinlage, 12,9 g, Rufpreis: EUR 621


Das Herstellen von Schmuckstücken aus Haaren ist eine fast vergessene Kunst. Es gibt aber tatsächlich noch einige „Haarkünstler“ in der Schweiz, die mit diesem Material arbeiten. Neben menschlichem Haar wird aber auch tierisches, vor allem das von Pferden, verarbeitet.

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