Lederhose mit Trachtenschmuck Charivari am Latz
Experten-Wissen

Das Charivari und seine Geschichte(n)

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Nicht erst seit den Brüdern Andreas und Willi Gabalier erfreuen sich Trachtenmode, der dazugehörige Schmuck und dabei insbesondere das Charivari zunehmender Beliebtheit. Wo dessen Ursprung liegt, ist nicht eindeutig nachzuvollziehen. Begeben wir uns auf die spannende Suche!
 

Während der Zeit des Mittelalters gab es feste Kleiderordnungen, anhand derer sich Adel, Bürgertum und Bauern unterschieden. Verstöße führten zu rigorosen Strafen. Auch das Tragen von Schmuck war reglementiert. Der Adel hatte das Exklusivrecht zur Jagd und zudem das Privileg zum Tragen von Trophäenschmuck wie dem Gamsbart inne. Im 19. Jahrhundert wurde dieser von oben auferlegte "Dresscode" immer lockerer und der zunehmende Wohlstand der Bevölkerung erlaubte die Entstehung regional unterschiedlicher Trachten - und dem dazugehörigen Trachtenschmuck.
 

Charivari - selten und außergewöhnlich


Allen Ständen gleichermaßen dienten Talismane, religiöse und magische Symbole dem Schutz für Leib und Seele. Man sollte dabei bedenken, dass der Großteil der Bevölkerung unter einfachen Bedingungen lebte und ungebildet war. Die Menschen fühlten sich Schicksalsschlägen wie Seuchen, Feuer, Tod, Krieg und Armut ausgeliefert. Insbesondere unerklärliche Krankheiten wie zum Beispiel die Epilepsie wurden mit Besessenheit durch Dämonen und Geister erklärt. Man wusste sich nicht anders zu schützen, als durch den naiven aber gefestigten Glauben an Reliquien, Amulette, Religion und Magie.
 

Charivari mit trachtigen Anhängern als Schmuck für die Lederhose, als Talisman und Statussymbol, gesprochen: Schariwari
Anhänger und Trophäen von links nach rechts: Bergkristall, Nutriazahn, Hirschkäfergeweih, Bärenkralle, Schneehuhnpfote, Raubvogelklaue, Mardergebiss („Goscherl“), Gamsspitz, Wildschweinzahn („Haderer“), Marder-Penisknochen („Boandl“), Krähenfuß mit Rauchquarz, Geweihstück vom Rehbock („Kümmerer“), abnehmbare Schnupftabakdose aus dem Panzer eines Flusskrebses. © Dorotheum


So erklärt sich auch die Entstehung des Charivaris (manchmal auch Schariwari). Wo und wie es tatsächlich entstanden ist, ist nicht eindeutig überliefert. Die gängigste Theorie besagt, dass das Charivari ursprünglich eine Taschenuhrenkette war. Nach und nach soll es im Ostalpenraum Mode geworden sein, diese Uhrkette mit kleinen Jagdtrophäen (Grandeln, verkümmerten Geweihenden u. Ä.), Edelsteinen und Münzen zu verzieren. Das französische Wort charivari kam durch Napoleons Kriege (1792 - 1815) in den deutschen Sprachraum. Es bedeutet so viel wie Lärm, Radau oder auch Spektakel.

Trendy Charivari: begehrt bei Mann und Frau
 

Ursprünglich war das Charivari ein reiner Männerschmuck, es setzt sich jedoch immer mehr als Dirndlschmuck für Frauen durch. Die Modelle für Frauen sind deutlich filigraner gearbeitet und die Trophäen sind meist kleiner und eleganter, ähnlich wie bei einem Bettelarmband.


Die Länge der Kette für Männer liegt bei circa 30 bis 35 cm. Sie ist in der Regel aus Silber (einfachere Modelle teilweise auch nur versilbert). Getragen wird das auch als „Bauchkette“ bekannte Schmuckstück meist am Hosenlatz der Lederhose, in einigen Gebieten jedoch auch zwischen den Knöpfen des Trachtengilets.

Charivari mit 7 Anhängern

Zum Meistbot von 500 Euro (inkl. Käufergebühren) versteigert: Charivari, Silber 800, mit sieben verschiedenen Anhängern, Länge circa 28 cm, Gesamtgewicht 178,6 g

Charivari mit 13 Anhängern

Meistbot 750 Euro (inkl. Käufergebühren): Charivari, Silber, mit 13 verschiedenen Angehängen, u. a. Metzgerbeil, Ochse, Jagdtrophäen und Münzspender mit Imitationsdukaten, Karabiner und Springring, Länge circa 48 cm, österreichische Amtspunze 1872-1922, 400,6 g

Charivari mit 12 Angehängen

Meistbot 1.063 Euro (inkl. Käufergebühren): Charivari, Silber 800, mit 12 verschiedenen Angehängen, u. a. Pferd, Herz, Hirschkäfer, Hl. Florian und Jagdtrophäen, Länge circa 32 cm, österreichische Amtspunze 1872 - 1922, Gesamtgewicht 204,6 g

Auch bei Dorotheum Pfand ist dieser Trend angekommen: unseren Schätzmeisterinnen und Schätzmeistern wird zunehmend Trachtenschmuck zur Begutachtung vorgelegt. Außerdem erzielen Charivaris in den Dorotheum-Auktionen regelmäßig gute Preise.

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