Zerrinnende / weiche Uhr - Persistence of Memory, Salvador Dali
Experten-Wissen

Cartier Crash oder die Zeitlosigkeit einer Uhr

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Bis heute gibt es am Uhrenmarkt zahlreiche Modelle mit ganz besonderen Formen und Effekten. Zu den seltensten und bedeutendsten Raritäten zählt zweifellos die Cartier Crash.

Die Geschichte dieser Armbanduhr begann im Jahr 1967 mit Jean-Jacques Cartier, dem damaligen Direktor von Cartier London. In der Londoner Dependance der berühmten Marke war man gerade dabei, sich auf Luxusuhren zu spezialisieren. Die Cartier Crash ist vielleicht nur die berühmteste Schöpfung jener Zeit aus dem Hause Cartier.

Cartier Crash Armbanduhr mit Brillanten, zus.ca. 3 ct, Weißgold 750, dekoriertes Ankerwerk, weißes Zifferblatt, römische Ziffern, asymmetrisches Formgehäuse, Nummer 120212AF, Referenz 2462, Klappschließe, Weißgold 750, 38,9 g, Cartier Reparaturbericht (Kopie) von 2020 liegt bei, neues Kalbslederband, altes Ersatzband
Cartier Crash (Meistbot 32000 Euro) © Dorotheum

Cartier Crash – Vom Unfall zur Legende

 

Zur Asymmetrie des Gehäuses existieren diverse Entstehungsmythen. Es geht die Anekdote, dass eine bei einem Autounfall beschädigte Uhr – um genau zu sein, handelte es sich um eine Maxi Bagnoire Alongée – zur Reparatur in die Londoner Cartier-Zweigstelle gebracht wurde. Sie soll als eine Art Design-Prototyp gedient haben für die später entwickelte asymmetrische Gehäuseform der Cartier Crash, für die sie berühmt wurde und der die Uhr ihren Namen verdankt.
 

Designarbeit am gebogenen Gehäuse der Cartier Crash
© Cartier

Einer anderen Hypothese zufolge liegt die Inspiration zu dem Modell im wohl berühmtesten Gemälde von Salvador Dalí "Die Beständigkeit der Erinnerung" (1931) oder "Die weichen Uhren" (1954) begründet. Allerdings ist nicht bekannt, inwieweit Werk und Künstler an der Entstehung der Cartier Crash beteiligt waren. Allein die Idee der „zerrinnenden Uhr“ evoziert jedoch die Werke Dalìs.

Offizielle Präsentation der Cartier Crash

Cartier London präsentierte die Cartier Crash 1967 mit dem markanten asymmetrischen Gehäuse in Gelbgold und einem Zifferblatt mit römischen Ziffern. Das Handaufzugswerk der Cartier Crash trägt die Signatur von Jaeger-LeCoultre und wurde in New York gefertigt. Man kann sich vorstellen, dass es nicht gerade einfach war, ein Kaliber an eine derart verzerrte Gehäuseform anzupassen.

Auch beim Bedrucken des Zifferblattes stieß man auf nicht wenige Schwierigkeiten. Die verformten und in die Länge gezogenen römischen Ziffern, die es zieren, mussten von millimetergenauer Präzision sein, damit die Uhr, sobald montiert, ihre Funktion als Zeitmesser erfüllen konnte: Die kleinste Ungenauigkeit hätte ausgereicht und die Zeiger hätten unweigerlich die falsche Uhrzeit angezeigt.

Cartier Crash mit ausgebautem Zifferblatt

Zifferblatt einer Cartier Crash © Affide

Crash-Modell aus den Neunziger Jahren

...zerlegt: Cartier Crash, Armbanduhr mit asymmetrischem Goldgehäuse, 1990er Jahre, Handwerk, Ref. A 108339, Ref.-Nr. 043 - **, römisches Zifferblatt, Lederarmband und goldene Cartier-Faltschließe, Aufzugskrone mit Saphir (Meistbot 75000 Euro) © Affide

Uhrwerk einer Cartier Crash

Das Uhrwerk © Affide

Auction Lot Affide

© Affide

Cartier Crash am Handgelenk eines Models

© Affide

Nachdem die Uhr die 1960er-Jahre geprägt hatte, wurde sie Anfang der Neunziger nach und nach wieder aufgelegt – in limitierter Version. Nicht mehr als 200 Modelle wurden produziert. 2013 erschien eine weitere Kollektion, leicht modifiziert und in unterschiedlichen Ausführungen: Rotgold, Diamanten und Platin kamen zum Einsatz und sogar ein skelettiertes Modell.

Von der Strahlkraft der Cartier Crash fühlten sich stets viele Berühmtheiten angezogen – von Stewart Granger, der die Uhr extra von Cartier anfordern ließ, um sich mit etwas Einzigartigem schmücken zu können (später sollte er sie wieder zurückgeben, weil die Uhr selbst für ihn zu unkonventionell war), bis hin zu heutigen Promis wie Kanye West.

London Life Magazin 1966 mit einer Cartier Crash am Cover
Titelblatt des London Life Magazins (1966): Armbanduhr mit gebogener Lünette Cartier Paris, 1965. Gold, Lederarmband. Vincent Wulveryck, Collection © Cartier: Front cover of London Life magazine, epitome of the Swinging Sixties London spirit. 1966. © Illustrated London News/ MPL / Bridgeman Images — Model stands, swinging her arms behind her; she wears a red, yellow and green striped A-line mini by Betsey Johnson for Youthquake; yellow button earrings by K.J.L.; yellow tights by Solar and yellow oxfords. Photo by David McCabe/Conde Nast via Getty Images — Wristwatch with curved bezel Cartier Paris, 1965. Gold, leather strap. Vincent Wulveryck, Collection Cartier © Cartier — Crash wristwatch Cartier London, 1967. Yellow gold, rose gold, one sapphire cabochon, leather strap. Vincent Wulveryck, Collection Cartier ©

Trotz aller Legenden, die sich um die Entstehung der Cartier Crash ranken, und die nicht unbedingt alle wörtlich zu nehmen sind (das Design der Cartier Crash stammt von Jean-Jacques Cartier und Rupert Emerson, keine der zuvor erwähnten Anekdoten wurde je bestätigt) bleiben das Revolutionäre, das diese Armbanduhr in den Luxusuhrensektor gebracht hat, und die spezielle Eleganz der Marke Cartier unbestritten: Eine Uhr, zeitlos und jenseits aller Erfahrung.

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