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Hammer, Vera - Naturhistorisches Museum Wien
Interview

3 FRAGEN AN ... VERA HAMMER

Rohsteine, geschliffene Steine, zu Schmuck gefasste Steine, kunstgewerbliche Objekte: Die Mineralien- und Edelsteinsammlung im Naturhistorischen Museum Wien ist umfassend und gilt als die bedeutendste Sammlung ihrer Art in Europa. Dokumentiert sind neben Naturprodukten auch Synthesen und Imitationen. Der überwiegende Teil der Sammlung dient der wissenschaftlichen Forschung und als Vergleichsmaterial für Analysen im Staatlichen Edelsteininstitut. Wir trafen die Leiterin HR Dr. Vera M. F. Hammer zum Interview über ihre außergewöhnliche Tätigkeit samt persönlichen Einblicken.

Redaktion

Frau Hammer, obwohl nur ein Bruchteil der Sammlung ausgestellt ist, tut man gut daran, genügend Zeit für „Ihre“ Schausäle einzuplanen. Die Mineralien- und Edelsteinsammlung im Naturhistorischen Museum Wien umfasst allein 150.000 inventarisierte Objekte. Vor allem ihrer reichhaltigen historischen Sammlung wegen genießt sie weltweite Anerkennung. Was sind Ihre persönlichen Highlights? Haben Sie einen Lieblingsstein?

Vera Hammer

Das Faszinierende an der Mineralien- und Edelsteinsammlung im Naturhistorischen Museum ist vor allem die große Zeitspanne, über die gesammelt wurde. Wir zeigen Objekte, die aus dem 16. Jahrhundert stammen ebenso, wie Funde, die erst in jüngster Zeit getätigt wurden. Spannend ist auch, dass wir Mineralien und Edelsteine aus der ganzen Welt ausstellen. Mit jedem Objekt, mit dem ich mich als Kuratorin beschäftige, begebe ich mich also sowohl auf eine Zeitreise als auch auf eine Reise in ein bestimmtes Land und in eine bestimmte geologische Region – ohne unbedingt selbst dort gewesen zu sein.

Wie viele andere Menschen auch, bin ich von großen klaren Kristallen begeistert. Zum Beispiel von einem Topas aus Brasilien mit einer Größe von fast 40 Zentimetern. Mit freiem Auge kann man kleine Flüssigkeits- und Gaseinschlüsse sowie Wachstums-Phänomene sehen, etwas, wozu man sonst ein Mikroskop benötigen würde. Sie geben Auskunft über die Bildung dieses Kristalls. Mein absoluter Favorit ist ein apfelgrüner Heliodor aus der Ukraine. Die Flächen dieses Kristalls sind durch ein späteres Ereignis angeätzt, was dem Stein ein sehr merkwürdiges Aussehen verleiht. Aber es bleibt schwierig, sich bei der vielfältigen Sammlung für nur ein Lieblingsobjekt zu entscheiden.

Redaktion

Wie kam es dazu, dass Sie sich mit Edelsteinen beschäftigen? Was hat Ihre Begeisterung entfacht?

Vera Hammer

Mein Interesse an der Gesteinswelt begann bereits im Vorschulalter, damals habe ich bunte Kieselsteine aus dem Schotterhaufen vor unserem Wohnhaus aussortiert. Viele Samstage verbrachte ich mit meinem Vater im Naturhistorischen Museum, allerdings haben mich damals eher die Fossilien, wie Palmblattabdrücke in der Steinkohle fasziniert.

Während einer Reise nach Idar Oberstein hatte ich als Jugendliche nicht nur das Erlebnis, selbst nach Amethystgeoden im Vulkangestein zu suchen, sondern erfuhr in der Stadt das Treiben der Achatschleifer.  Nicht wenig erstaunt war ich über die mit Schmuckmaterialien wie Lapislazuli, Rosenquarz und Amazonit gestalteten Vorgärten. Zudem schenkten mir Edelsteinhändler einige kleine Splitter dieser kostbaren Steinchen – der Grundstock meiner damaligen Sammlung. Erst viele Jahre später, nach meinem Mineralogie-Studium, als ich eine Kuratoren-Stelle am Naturhistorischen Museum erhielt, wurde ich wieder mit der Materie konfrontiert.

Redaktion

Neben der Sammlungsbetreuung als Kuratorin sind Sie auch Leiterin des Staatlichen Edelsteininstituts im Museum und für edelsteinkundliche Expertisen verantwortlich. Was macht diese Arbeit spannend?

Vera Hammer

Für die Bestimmung von Edelsteinen stehen am Naturhistorischen Museum eine Reihe hochmoderner Analysenmethoden zur Verfügung. Darüber hinaus bietet die Arbeitssammlung die Möglichkeiten, eine größere Anzahl in Frage kommender Materialien untereinander zu vergleichen. Die Materialbestimmungen können damit möglichst fundiert erfolgen. Neueste Errungenschaft ist ein Micro-CT, mit dem zum Beispiel Perlen durchleuchtet und dreidimensional betrachtet werden können. Das erleichtert die Begutachtung, ob es sich um Natur- oder Zuchtperlen handelt. Weiters steht ein neues Röntgendiffraktometer zur genauen Zuordnung diverser Schmuckmaterialien wie etwa Jade, Nephrit oder Serpentin seit Kurzem im Einsatz. Das Spannende an der Gemmologie ist, dass immer wieder neue Materialien am Markt auftauchen, dazu gehören auch Synthesen und behandelte Edelsteine. Diese stellen GutachterInnen oft vor besondere Herausforderungen.


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