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Tanzschulen-Besitzer Thomas Schäfer-Elmayer im Interview
Interview

3 FRAGEN AN ... THOMAS SCHÄFER-ELMAYER

Eben erst feierte er 100 Jahre Tanzschule Elmayer, eben wurde er mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet: Thomas Schäfer-Elmayer plaudert in pfand – Das Magazin aus dem Nähkästchen seiner traditionsreichen Tanzschule und: Der renommierte Experte für Fragen der Etikette erzählt, wie der entscheidende Grundstein für die Gründung des erfolgreichen Unternehmens durch seinen Großvater mit einem Pfand gelegt wurde.
 

Redaktion

Die Tanzschule Elmayer und das Palais Dorotheum sind Nachbarn in der Wiener Innenstadt. Was beide Häuser noch verbindet, ist eine lange Tradition. Herr Elmayer, Sie feiern heuer 100-jähriges Firmenjubiläum – herzlichen Glückwunsch! Zahlreiche Wienerinnen und Wiener haben bei Ihnen das Tanzen erlernt, darunter auch unser Bereichsleiter und viele meiner KollegInnen. Was ist für Sie das Beeindruckendste an dieser (Unternehmens-)Geschichte?

Thomas Schäfer-Elmayer

Das vielleicht Beeindruckendste, in jedem Fall aber für uns Erfreulichste ist, dass es in der heutigen Zeit in Wien eine Tanzschule gibt, die sich mit ihrem traditionellen Ambiente und in den Grundzügen (der Pflege teilweise jahrhundertealter, liebenswerter Traditionen) wenig veränderten Angebot laufend weiter steigender Beliebtheit erfreut. Dieses Angebot existiert in keiner anderen Stadt und sein 100-jähriger ungebrochener Erfolg ist der Beweis dafür, dass das Wiener Publikum außergewöhnlich traditionsliebend ist und dies sogar besonders auf die Jugend Wiens zutrifft.

Die Tanzschule Elmayer war sehr bald sehr aktiv in der Wiener Ballkultur verankert. 1935 organisierte Willy Elmayer beispielsweise den ersten Ball in der Wiener Staatsoper. Schon 1936 hatte er die Verantwortlichen überzeugt, eine große Tanzfläche für den Wiener Opernball zu installieren, die die gesamte Fläche der Bühne und des Zuschauerparterres umfasste. Als er 1957 sein Buch Gutes Benehmen wieder gefragt herausbrachte und nicht nur in den Tanzkursen, sondern auch in Schulen, und anderen Institutionen Vorträge über Gutes Benehmen hielt (in einem Schuljahr 256 an der Zahl), wurde er schnell zum österreichischen Benimmexperten Nr. 1. Seine Radio-Sendungen und TV-Auftritte trugen weiter zur Festigung der Marke Elmayer als Bewahrerin wertvoller gesellschaftlicher Traditionen bei.

Redaktion

Viele unserer Kundinnen und Kunden kommen zu uns, weil sie den Wert von geerbten Schmuckstücken oder lange in ihren Schubladen gehüteten „Familienschätzen“ erfahren wollen. Gibt es auch in Ihrem „Dachboden“ Schätze, die sich über all die Jahre angesammelt haben? Haben Sie persönlich Erfahrung mit der Dienstleistung Pfand?

Thomas Schäfer-Elmayer

Ja, denn mit der Verpfändung seiner zahlreichen, wertvollen Reitpreise gelang es meinem Großvater Willy Elmayer, einen Fremdwährungskredit (US-Dollar) zu 15 Prozent Zinsen p. a. zu bekommen. Mit diesem „Fremdkapital“ finanzierte er den Umbau der Pferdestallungen im Palais Pallavicini zu seinem Privaten Tanzinstitut, dessen Eröffnung vor einem Jahrhundert am 1.1.1919 stattfand. Schon 1920 bezeichneten ihn Medien als den bekanntesten und beliebtesten Tanzlehrer Wiens. Nach 10 Jahren gelang es ihm daher, seine Reitpreise wieder einzulösen. Allerdings fielen die meisten davon einem Bombenvolltreffer auf sein Haus im Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

Einen kleinen Schachtisch mit Marmorplatte von meinem Großvater Willy Elmayer habe ich einmal im Dorotheum in einer ORF-Sendung mit Karl Hohenlohe präsentiert. Grundsätzlich versuche ich aber möglichst wenig anzusammeln. Das kleine und sehr bescheidene Elmayer-Archiv im Palais Pallavicini enthält hauptsächlich Dokumente, Fotos, einige kleine Reitpreise von Galopprennen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Tagebücher und Briefe.

Redaktion

Als Experte für das Tanzparkett sind Sie zugleich Experte für das gesellschaftliche Parkett. Angesichts der bevorstehenden Ballsaison: Worauf sollten speziell junge Männer und Frauen achten, um auf Bällen eine „gute Figur“ zu machen? Gibt es „geheime“ Spielregeln, die man kennen sollte?

Thomas Schäfer-Elmayer

Schmuck, Make-up, Frisur etc. dürfen bei Bällen und anderen festlichen Anlässen durchaus viel aufwändiger ausfallen. Der vom Veranstalter erbetene Dresscode ist unbedingt zu befolgen und gilt nicht nur für den Beginn, sondern die ganze Ballnacht hindurch. Jede „Marscherleichterung“ stört das festliche Stimmungsbild.

Ein Ballfest ist außerdem eine sehr festliche Gelegenheit, die Gesellschaftstänze zu genießen. Geht eine Gruppe von Gästen zu einem Ball, dann sollte jeder Herr zumindest einmal mit jeder Dame in seiner Gruppe eine Runde tanzen. Herren ist es durchaus auch erlaubt, ihnen unbekannte Damen zum Tanz aufzufordern. Damen, die dies ablehnen, dürfen natürlich nicht weiter belästigt werden. Wer einen „Korb“ erhält, entschuldigt sich höflich und zieht sich sofort zurück.

Alle Ballgäste eines Wiener Balles sollten aktiv dazu beitragen, dass es ein gelungenes Fest wird. Dazu gehört Pünktlichkeit, gute Laune, Höflichkeit, Zuvorkommen, Hilfsbereitschaft, Taktgefühl und Wertschätzung.

Redaktion

Vielen Dank für das Interview, Herr Professor!


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